Tag: Renato

Rorspitzli – 1975hm an einem Mittwoch

Rorspitzli – 1975hm an einem Mittwoch

Die Schneefälle am vergangenen Wochenende sowie gute Wetterprognosen veranlassten uns, bereits am Mittwoch die Skis unter die Füsse zu nehmen. Nach einer etwas ausgiebigeren Skypesession entschied sich die Crew für eine Tour aufs Rorspitzli im Meiental. Ich, meiner Form zur Zeit nicht so sicher, enthielt mich der Diskussion, da ich je nach Destination ein Alternativprogramm im Hinterkopf hatte. Zum Glück liess ich mich von den Jungs überzeugen, dass 1900hm “schon gehen”.

Kurz nachdem der Entschluss gefallen war, packte ich meine sieben Sachen und reiste zu Danski nach Zürich, um am folgenden Morgen nicht all zu lang anreisen zu müssen. Nach einer kurzen Nacht holte uns Oli um 5 Uhr ab. Im Meien trafen wir auf Renato und Manu. Leider zeigte sich das Wetter nicht wie erwartet mit klarem Himmel und der Schnee war auch nicht mehr so pulvrig wie erwartet. Ich dachte schon Jenu, halt eine Trainigstour. Zumindest das Wetter klarte auf, der Schnee wurde zuunterst leider nicht mehr zu Pulver ;). Der Trichter bei Kartigel trafen wir in hervorragendem Zustand an, die momentane Schneemenge macht so einiges einfacher. Oberhalb diesem spürte man den Windeinfluss im Schnee, teilweise war es noch bester Pulver, teilweise auch hart gedeckelt. Wir spurten bis zum Skidepot unterhalb des Südgrates des Rorspitzli. Von dort durch eine Rinne auf den Grat und über diesen dann mit Steigeisen und Pickel zum Gipfel.
Die Abfahrt war ganz interessant, manchmal schwebte man leicht auf dem Powder, kurz darauf war dann wieder Eisbrechen angesagt. Da ich aufgrund des langen Aufstieg auf meinen schmalen Movement Flame mit Dynafit Set-Up setzte, musste ich in der Abfahrt etwas aktiver fahren. Anfangs ging das ganz gut, jedoch bald resultierte dies in ziemlich schweren Beinen, was dazu führte, dass man nicht mehr immer kontrolliert bremsen konnte… 😉
Unterhalb des Trichters gabs dann noch Pflutschschnee bis runter nach Meien.

Grandiose Skihochtour, wobei ich auf den letzten Meter im Aufstieg sowie in der Abfahrt ziemlich beissen musste. Die teilweise etwas exponierte Kraxelei am Gipfel sorgt für Nervenkitzel, die Abfahrt über die weiten Nordhänge sind klasse, guter Schnee voraus gesetzt.

Einsamkeit im Cristallinagebiet

Einsamkeit im Cristallinagebiet

Diese Weekend war es wieder mal an der Zeit, mit Danski auf Tour zu gehen. Bekanntlich wird es bei solchen Touren nie langweilig. Einmal mehr war die Niederschlagskarte ausschlaggebend für unsere Locationwahl, der Alpensüdhang sah vielversprechend aus. Da ich schon lange mit dem Cristallinagebiet und der modernen und komfortablen Cristallinahütte geliebäugelt hatte, war das die Möglichkeit. Danski musste man (im Vergleich zu anderen Teilnehmern) nicht lange überreden, die Sache war gebongt. Dachten wir. Natürlich wussten wir, dass die Lawinengefahr erheblich war, der Hüttenzustieg, die Besteigung des Cima di Lago und die Abfahrt nach All’ Acqua erschien uns jedoch machbar. Andere Gipfel und Touren je nach Verhältnisse vor Ort. Nicht wenig erstaunt war ich, als der Hüttenwart mir am Telefon bekannt gab, dass die Hütte über das Wochenende nicht bewirtet sei und alle Gruppen (inklusive Bergführer) die Touren aufgrund der Lawinengefahr abgesagt hätten. Durch diese warnenden Worte etwas in meiner Entscheidungsfindung eingeschränkt, telefonierte ich nochmals mit Danski. Da wir uns ziemlich sicher waren, dass der Hüttenzustieg machbar sein sollte, entschieden wir uns, zumindest mal ins Bedrettotal zu fahren und uns die Situation vor Ort anzuschauen. Umkehren kann man ja immer. Und was will man mehr, als eine Hütte, die für 120 Leute Platz bietet, für sich alleine, unverspurte Hänge und 40cm Pulverschnee?

So geschah es, dass am Samstagmorgen drei gut gelaunte Freunde des frischen Schnees im Zug in Richtung Tessin sassen. Zu meiner und Danskis Freude gesellte sich noch Renato dazu, der sich jedoch mit der Entscheidung, ob Powder im Tessin oder Party in Basel anfangs etwas schwer tat. Ich denke, er hat seine Entscheidung nicht bereut. Von Ossassco gings anfangs steil durch den Wald zur Cristallinahütte. Ich hatte mächtig zu beissen, der Eishockeyplausch mit ein paar Mitarbeitern vom Vorabend war sprichwörtlich noch in meinen Knochen. Oberhalb ca. 2000m sah man die Spuren des Windes, diverse Rutsche und windgepresster Schnee. Dank einer vorsichtigen Routenwahl war der Zustieg gut machbar. Nach Zwipf und Hüttenbesichtigung machten wir uns nochmals auf die Skis, um den Sonnenuntergang auf dem Cima di Lago zu beobachten. Nachdem der Zustieg auf einmal erstaunlich steil wurde und wir relativ schnell oben waren, merkten wir, dass die Erhebung hinter der Hütte nicht der Cima di Lago sondern “nur” P.2769 war. Risse in der Schneedecke, Wummsgeräusche und ein ausgelöstes “mini” Schneebrett zeigten uns die heikle Situation auf eindrückliche Weise auf. Danach gabs auf der Hütte Znacht, und auch ein Fuchs, der zu unserem Erstaunen durch das Terrassenfenster rein starrte, kam etwas Speck ab.
Am Sonntagmorgen gings um ca. 9 Uhr los in Richtung Cima di Lago. Die Besteigung war problemlos, die Aussicht auf dem Gipfel atemberaubend. Nach kurzem Zwipf etwas unterhalb des Gipfels gings in die erste Abfahrt. Im unteren Teil teil gabs ein erster Vorgeschmack für die weitere Abfahrt; Pulver von der feinsten Sorte! Wir wählten die Variante über den Passo della Cima di Lago durch das Val Cavagnolo nach All’Acqua, was hiess, dass wir nochmals 2x anfellen mussten. Auf der gesamten Abfahrt hatten wir danach Pulver, d.h. 1100hm Vergnügen; weite Hänge mit vielleicht 10 Spuren drin. Selbst mit meinen Telemarkskis liessen sich ganz anständige Kurven in den Schnee ziehen, was vor einer Woche bei der Tour auf den Blüemberg noch etwas verkrampft gewirkt hatte.
Vor einem alten Militärbunker gabs Zmittag, bevor wir am Ende des Val Cavgnolo rechts vom Bach durch lichten, aber steilen Wald nach All’Acqua abfuhren. Von dort gings auf dem Schneeschuhtrail nach Ronco, wo wir mit dem Postauto nach Airolo zurück fuhren. Schnee auf der Strasse und etwas südländisches Temperament der Locals führten dazu, dass wir unser Anschlusszug zurück in die Deutschschweiz verpassten.

Nach so einem Weekend war das jedoch nicht weiter tragisch, Hunger und Durst wollten ja auch noch gestillt sein und eigentlich wollte man gar nicht so richtig nach Hause ;). So ruhig wie an diesem Wochenende wirds wohl nicht mehr so oft sein in diesem Gebiet.

©  Bilder bei Daniel Schweiss und Renato Frey