Month: February 2010

Einsamkeit im Cristallinagebiet

Einsamkeit im Cristallinagebiet

Diese Weekend war es wieder mal an der Zeit, mit Danski auf Tour zu gehen. Bekanntlich wird es bei solchen Touren nie langweilig. Einmal mehr war die Niederschlagskarte ausschlaggebend für unsere Locationwahl, der Alpensüdhang sah vielversprechend aus. Da ich schon lange mit dem Cristallinagebiet und der modernen und komfortablen Cristallinahütte geliebäugelt hatte, war das die Möglichkeit. Danski musste man (im Vergleich zu anderen Teilnehmern) nicht lange überreden, die Sache war gebongt. Dachten wir. Natürlich wussten wir, dass die Lawinengefahr erheblich war, der Hüttenzustieg, die Besteigung des Cima di Lago und die Abfahrt nach All’ Acqua erschien uns jedoch machbar. Andere Gipfel und Touren je nach Verhältnisse vor Ort. Nicht wenig erstaunt war ich, als der Hüttenwart mir am Telefon bekannt gab, dass die Hütte über das Wochenende nicht bewirtet sei und alle Gruppen (inklusive Bergführer) die Touren aufgrund der Lawinengefahr abgesagt hätten. Durch diese warnenden Worte etwas in meiner Entscheidungsfindung eingeschränkt, telefonierte ich nochmals mit Danski. Da wir uns ziemlich sicher waren, dass der Hüttenzustieg machbar sein sollte, entschieden wir uns, zumindest mal ins Bedrettotal zu fahren und uns die Situation vor Ort anzuschauen. Umkehren kann man ja immer. Und was will man mehr, als eine Hütte, die für 120 Leute Platz bietet, für sich alleine, unverspurte Hänge und 40cm Pulverschnee?

So geschah es, dass am Samstagmorgen drei gut gelaunte Freunde des frischen Schnees im Zug in Richtung Tessin sassen. Zu meiner und Danskis Freude gesellte sich noch Renato dazu, der sich jedoch mit der Entscheidung, ob Powder im Tessin oder Party in Basel anfangs etwas schwer tat. Ich denke, er hat seine Entscheidung nicht bereut. Von Ossassco gings anfangs steil durch den Wald zur Cristallinahütte. Ich hatte mächtig zu beissen, der Eishockeyplausch mit ein paar Mitarbeitern vom Vorabend war sprichwörtlich noch in meinen Knochen. Oberhalb ca. 2000m sah man die Spuren des Windes, diverse Rutsche und windgepresster Schnee. Dank einer vorsichtigen Routenwahl war der Zustieg gut machbar. Nach Zwipf und Hüttenbesichtigung machten wir uns nochmals auf die Skis, um den Sonnenuntergang auf dem Cima di Lago zu beobachten. Nachdem der Zustieg auf einmal erstaunlich steil wurde und wir relativ schnell oben waren, merkten wir, dass die Erhebung hinter der Hütte nicht der Cima di Lago sondern “nur” P.2769 war. Risse in der Schneedecke, Wummsgeräusche und ein ausgelöstes “mini” Schneebrett zeigten uns die heikle Situation auf eindrückliche Weise auf. Danach gabs auf der Hütte Znacht, und auch ein Fuchs, der zu unserem Erstaunen durch das Terrassenfenster rein starrte, kam etwas Speck ab.
Am Sonntagmorgen gings um ca. 9 Uhr los in Richtung Cima di Lago. Die Besteigung war problemlos, die Aussicht auf dem Gipfel atemberaubend. Nach kurzem Zwipf etwas unterhalb des Gipfels gings in die erste Abfahrt. Im unteren Teil teil gabs ein erster Vorgeschmack für die weitere Abfahrt; Pulver von der feinsten Sorte! Wir wählten die Variante über den Passo della Cima di Lago durch das Val Cavagnolo nach All’Acqua, was hiess, dass wir nochmals 2x anfellen mussten. Auf der gesamten Abfahrt hatten wir danach Pulver, d.h. 1100hm Vergnügen; weite Hänge mit vielleicht 10 Spuren drin. Selbst mit meinen Telemarkskis liessen sich ganz anständige Kurven in den Schnee ziehen, was vor einer Woche bei der Tour auf den Blüemberg noch etwas verkrampft gewirkt hatte.
Vor einem alten Militärbunker gabs Zmittag, bevor wir am Ende des Val Cavgnolo rechts vom Bach durch lichten, aber steilen Wald nach All’Acqua abfuhren. Von dort gings auf dem Schneeschuhtrail nach Ronco, wo wir mit dem Postauto nach Airolo zurück fuhren. Schnee auf der Strasse und etwas südländisches Temperament der Locals führten dazu, dass wir unser Anschlusszug zurück in die Deutschschweiz verpassten.

Nach so einem Weekend war das jedoch nicht weiter tragisch, Hunger und Durst wollten ja auch noch gestillt sein und eigentlich wollte man gar nicht so richtig nach Hause ;). So ruhig wie an diesem Wochenende wirds wohl nicht mehr so oft sein in diesem Gebiet.

©  Bilder bei Daniel Schweiss und Renato Frey
Zentralschweizer PowPow

Zentralschweizer PowPow

Juhuu, Skiferien! Die ganze letzte Woche stand also im Zeichen des traditionellen (Telemark) und modernen (Alpin) Skifahrens. Auf den Pisten im Zillertal ging es unter anderem auch darum, den Telemarkstil auf der Piste zu perfektionieren, um baldmöglist damit auch elegant durch den Powder zu cruisen. Nach 4 Tagen auf der Piste waren dann die Oberschenkel etwas müde, die Pause bis zum Samstag kam darum wie gerufen.

Nach einem Telefon am Freitag von Oli gings am Samstag ins Liderenengebiet. Unser Plan war die Tour aus dem Riemenstaldental auf den Blüemberg mit Abfahrt nach Muotathal, eine der längsten Abfahrten der Zentralschweiz (1800hm). Da wir auch ein paar Tourenrookies dabei hatten, wählten wir die Chäppelibergbahn als Aufstiegshilfe, somit waren die ersten 500hm geschenkt. Zu beachten ist, dass an schönen Wochenenden der Andrang an der Bahn sehr gross ist, wir mussten ca 1h warten, bis wir rauf transporiert wurden. In dieser Zeit hätte man auch fast selber aufsteigen können, gerade weil die Bahn nicht genau zur Aufstiegroute führt. Während des Aufstiegs führten wir in einer Pause eine kurze LVS Instruktion durch, um den Anfängern den korrekten Umgang damit zu vermitteln. Auf einer guten, ausgetretenen Spur gings danach mehr oder weniger zügig auf den Gipfel. Der letzte Teil am Stahlseil war problemlos.
Nach Rast und Pause gings an die Abfahrt. Die grosse Ernüchterung kam bald, der eigentlich ziemlich lässige Gipfelhang war total zerpflügt, nichts mit First Lines etc. Aufgrund des Pistentrainings sehr motiviert, wollte ich natürlich den einen oder anderen schönen Telemarkturn in den Powder ziehen, was mir nach ca. 200hm Abfahrt ziemlich zum Verhängnis wurde; beim Überqueren der Aufstiegsspur grub sich mein hinterer Ski zu tief ein und ich machte den Flieger auf Kopf. Es sollte nicht der letzte bleiben ;). Da mir danach der Nacken und die Wirbelsäule schmerzten (ist nur eine Zerrung), gings eher gewohnt im Alpin-Stil weiter. Weiter unten im Wald gabs dann doch noch untracked Powder, was auch das eine oder andere coole Actionfoto her gab.

Overall kann man sagen, coole Session, cooler Schnee (Lawinensituation war auf der ganzen Tour bedenkenlos), Fahrkünste dürfen noch optimiert werden 😉